Skip to main content

Meditation

Grundformen der Meditation

Hier möchte ich zunächst eine grobe, aber sinnvolle Übersicht über die grundlegenden Ansätze verschiedener Meditationsarten geben. Dadurch werden die auf den Unterseiten näher beschriebenen Meditationsformen Vipassana und Metta klarer.

In „meditationstechnischer“ Hinsicht kann man die bekannten Meditationsformen in drei Gruppen aufteilen:

 

1. Konzentrationsmeditation

auch: Samatha-, Shamatha-Meditation, Geistesruhe-Meditation genannt.

Hier wird die Aufmerksamkeit auf ein Objekt wie den Atem, ein Bild oder ein Mantra gerichtet. Damit soll der alltägliche Gedankenfluss zurückgedrängt bzw. zum Versiegen gebracht werden, es soll zu einer tiefen Beruhigung des Geistes kommen.

Poetisch wird der Geist mit der Oberfläche eines Teiches verglichen, auf der sich erst nach Beruhigung des Wassers der Mond (Erkenntnis...) spiegeln kann.

 

2. Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation - Vipassana

Vipassana, Vipashyana. Kern der Übung ist die vollkommene, aber nicht suchende Achtsamkeit bzw. Bewusstheit für die auftauchenden geistigen, emotionalen und körperlichen Phänomene im gegenwärtigen Augenblick, ohne diesen Gedanken, Empfindungen und Gefühlen nachzugehen, sie zu reflektieren und sie zu bewerten.

 

Konzentrations- und Achtsamkeitsmeditation fließen in der Praxis oft zusammen, entweder im Sinne der Abfolge, dass z.B. durch Konzentration auf den Atem erst eine Beruhigung angestrebt wird, um die Achtsamkeitsmeditation zu ermöglichen, oder dass bei der Achtsamkeitsmeditation eine gewisse Ausrichtung auf verschiedene Bereiche wie z.B. auf die körperlichen Wahrnehmungen, Emotionen, Geistesobjekte geübt wird.

 

Beiden Meditationsarten ist jedoch gemeinsam, dass sie gewissermaßen „passiv“ ausgerichtet sind, also lediglich auftauchende, sich „aufdrängende“ Gedanken, Emotionen und Wahrnehmungen zur Kenntnis nehmen und loszulassen bemüht sind. Begriffe, Konzepte und Ideen sollen zugunsten unmittelbarer Wahrnehmung losgelassen werden.

 

3. Metta Meditation

Meditation zur Entwicklung liebender Güte nutzt formulierte Wünsche wie „möge ich / er, sie… gesund…/ glücklich… sein“ .

Die Metta-Meditation arbeitet damit – zumindest anfangs und zugespitzt formuliert - im Gegensatz zu den nicht-begrifflich ausgerichteten Meditationsformen eher zielgerichtet und begrifflich, sie wird gelegentlich kontemplativer Praxis zugeordnet, wie z.B. auch die Koan-Praxis des Rinzai-Zen. Befürworter dieser Meditationsformen tragen der Erkenntnis Rechnung, dass eine vollkommene Stille im mentalen Bereich kaum zu erreichen und aufrecht zu erhalten ist und dass auch in tiefer Kontemplation transzendentale Erfahrungen möglich sind.

 

Doch auch hier sind die Übergänge fließend und subtil: wenn etwa in der Achtsamkeitsmeditation selbstkritische und urteilende Emotionen hochkommen, zugelassen und dann losgelassen werden, ist das schon das „mit-sich-selbst-Anfreunden“, das wir in der Metta-Meditation gezielt üben.

Die Metta-Meditation hat da ihre Stärke, wo dieser Übergang so nicht klappt und wo die Konzentrations- und Achtsamkeitsmeditation nicht weiterkommen. Diese Meditationsformen, die von Begriffen und Konzepten loszukommen versuchen, bergen die subtile und unbewusste Gefahr, sich der Konfrontation mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen zu entziehen oder diese zu unterdrücken, um so ein Gefühl des Friedens und der Gelassenheit zu erzeugen bzw. zu bewahren.

Diese Blockade kann die Metta-Meditation durchbrechen.

Der bekannte Meditationstherapeut Jon Kabat-Zinn, der große Bedenken hatte, die Metta-Meditation in sein klinisches Achtsamkeits-Programm (MBSR) mit aufzunehmen, weil er seine Bemühungen gefährdet sah, die Patienten von Tun und Aktivität wegzubringen, kam schließlich zu der Ansicht, dass die Metta-Unterweisungen auf einer tieferen Ebene nur scheinbar darauf hinzielen, etwas aktiv geschehen zu machen. Ihm sei vielmehr klar geworden, dass sie in der Tiefe nur Gefühle offenbaren, die wir tatsächlich bereits haben, die aber so tief vergraben sind, dass wir sie sehr hartnäckig einladen und uns um ihre Aufrechterhaltung bemühen müssen, um wirklich mit ihnen in Kontakt zu kommen.

 

Die Metta-Meditation ihrerseits beinhaltet aber natürlich auch Elemente der Konzentrations- und Achtsamkeitsmeditation. Beim Abschweifen der Gedanken kehren wir zum Thema zurück, „konzentrieren“ uns auf unser Thema und versuchen, Tagträume und gedankliche Monologe auszuschließen.

Mit etwas Übung im Erzeugen von Herzenswärme wird auch die Metta-Meditation weniger auf verbalisierte Formeln gestützt sondern intuitiv vom unmittelbaren Gefühl getragen.

 

Dass Meditation und Psychotherapie einander nicht ersetzen können, dürfte grundsätzlich inzwischen ganz herrschende Meinung sein, wenngleich die „Zuständigkeitsgrenzen“ im Detail sicherlich kaum geklärt werden können.

Die Metta-Meditation und verwandte zielgerichtete Meditationsformen können m.E. die oben beschriebene Schwachstelle der „nicht-begrifflichen“ Meditationsformen ausgleichen bzw. diese sinnvoll ergänzen und durch die Arbeit mit emotionalen Problemzonen die Lücke zur Psychotherapie verkleinern.