Kurzbiografie
1758 – 1831, japanischer Zen-Mönch der Sōtō-Schule.
Der Mönchsname / Unsui-Name Ryōkan setzt sich zusammen aus Ryō = gut, tugendhaft und kan = großherzig, weit. Daigu bedeutet „großer Narr“.
Ordination mit 18 Jahren, nach 16 Jahren strenger Zen-Schulung erhielt er von seinem Meister Kokusen das „Siegel der Bestätigung“ (Inka Shōmei, Bestätigung seitens des Meisters, dass der Schüler seine Schulung unter ihm abgeschlossen hat).
Nach dem Tod des Meisters ein Jahr später pilgerte Ryōkan fünf Jahre lang durch Japan und lebte danach für den größten Teil seines restlichen Lebens in Einsiedeleien.
Er schrieb Gedichte und wurde auch als Kalligraph geschätzt.
Seine Haiku, Waka und Gedichte im chinesischen Stil (Kanshi) sind poetischer Ausdruck seiner Zen-Erfahrung und gehören zu den schönsten Zen-Gedichten der japanischen Literatur.
Obwohl Ryōkan als Zen-Meister bestätigt war, nahm er keine Schüler an und lehnte auch Angebote, als Abt einem Kloster vorzustehen, ab. Er zog ein einsames Leben in äußerster Einfachheit und zeitweise großer Armut vor.
Er ist bekannt für sein sanftes Gemüt und seine Liebe zu Kindern, mit denen er auf seinen Bettelgängen oft stundenlang selbstvergessen spielte.
Seine Gedichte zeugen von außerordentlicher Reinheit und „Unschuld“
(„Mushin“, „Abgeschiedenheit des Geistes“, ein Zustand völliger Natürlichkeit und Freiheit von dualistischem Denken und Fühlen)
und einer vorbehaltlosen, aus der Geisteshaltung des „Nicht-Haftens“ erwachsenen Annahme jeglicher Umstände.
So schrieb er, nachdem ein Dieb ihm die letzten Habe aus seiner ärmlichen Einsiedelei gestohlen hatte, folgendes Haiku:
Der Dieb ließ ihn da:
dort im Fensterrahmen steht
der leuchtende Mond.
(Auszug aus: Lexikon der östlichen Weisheitslehren)
In vorgerücktem Alter begegnete er der 30 Jahre jüngeren Nonne Teishin. Beide verband eine tiefe Liebe, die Ryōkan aufleben ließ und beide bis zu seinem Tode verband. Teishin widmete den Rest ihres Lebens der Erfassung des Lebenswerkes, dem Sammeln der Gedichte und der Kalligraphien Ryōkans, der nie selbst publiziert hatte.
Daigu bedeutet „großer Narr“.
Meister Kokusen kannte das Herz seines Schülers und sprach ihn in seinem „Siegel der Bestätigung“ als „Daigu“, großen Narren sowie als Anju, Einsiedler-Meister an:
„An den Einsiedler-Meister Ryōkan,
der jetzt Meister wurde:
Ryōkan! Du gleichst einem Narren.
Das ist wunderbar, denn so ist dein Weg
unabhängig und frei von jeder Bewertung.
Den Dingen ihren eigenen Weg zu lassen ist
Ausdruck von Unbedingtheit.
Gibt es jemanden, der das ermessen kann?
Daher vertraue ich dir diesen Meisterstab
aus der Wurzel einer wilden Glyzinie an.
Wann immer du ihn niederlegst,
möge er dir Frieden und innere Ruhe schenken,
gleich einem Mittagsschläfchen.“
Ryōkan benutzte den Namen „Daigu“ auch für sich selbst und als „Künstlernamen“.
Diese Bezeichnung trifft die in vielen Anekdoten und Geschichten beschriebene närrische Seite von Ryōkan, die insbesondere aber auch Ausdruck seiner „Größe“, seiner tiefen Verwirklichung der Zen-Erfahrung ist.
Trotzt seines außergewöhnlichen Werdeganges und seines oft närrischen Verhaltens zählt Ryōkan nicht zu den Zen-Rebellen und Exzentrikern wie Rinzai, Ikkyū, Hakuin usw.
Er war vielmehr ein äußerst ernsthafter und disziplinierter Mönch während seiner Klosterjahre und ein zeitlebens regelmäßig Zazen praktizierender Einsiedler-Mönch.
Sein Wesen war von großer Sanftheit gegenüber Mensch, Tier, Pflanze und sogar gegenüber alltäglichen Gegenständen geprägt.
Er gilt als hervorragender Kenner und Bewunderer des tiefgründigen Werkes von Dōgen Zenji, dem Begründer des japanischen Sōtō -Zen.
Ryōkan ist äußerst konsequent seinen eigenen Weg abseits jeglicher Profilierung und Anpassung gegangen. Er war eins mit Freud und Leid der Welt sowie mit seinem närrischen Herzen.